Ostseebad Göhren Urlaubsmagazin 2021

38 » Meer Kultur Göhren und die Fischerei Wer nach Göhren kommt, freut sich nicht nur auf Strand und Meer. Zu einem Urlaub hier an der Ostsee gehört immer auch eine leckere Portion Fisch dazu. Fischsuppe, Fischbrötchen oder Fischfilet mit Bratkartoffeln – viele dieser Rezepte stammen von alteingesessenen Göhrener Familien und gehen auf eine Zeit zurück, in der man im Ort noch von der Küstenfischerei lebte. „Kommen im Frühjahr die Häringe in zahllosen Schwärmen angeschwommen, dann sind die Leute auf Rügen fürs ganze Jahr lustig, wie die Weinbauern nach einem guten Herbst“, schrieb 1851 der Journalist und Kulturhistoriker Wilhelm Heinrich Riehl. Er hatte auf seiner Reise einen Abstecher auf die Halbinsel Mönchgut gemacht und sofort erkannt: „Das Meer ist die oberste social erhaltende Macht auf Rügen.“ Die Halbinsel Mönchgut gilt als besonders traditionsreiche Region der vorpommer- schen Küstenfischerei, so war der Fischfang vor 1945 ausschließlich von Küsten- und Strandfischern geprägt. Es war ein hartes und karges Leben für die sogenannten Mönchguter Fischerbauern, immer abhängig vom Meer und davon, ob genügend „Häringe“ kamen. Denn, so Riehl: „Das volle Häringsfass lässt sich so wenig prophezeien wie das volle Weinfass.“ Fritz Adler, Archivar und Museumsdirektor in Stralsund, berichtete 1933 in „Mönchgut – Bilder einer Volkskultur“: „Schon im 13. Jahrhundert war der Heringsfang an der rügen- schen Küste im Herbst eines der großen Ereignisse des ganzen Jahres, zu dem Lübecker, Stralsunder und Greifswalder Kaufleute auf die Insel herüberkamen, wo sie mehrere Handelsniederlassungen errichtet hatten, in denen der gefangene und von ihnen auf- gekaufte Hering an Ort und Stelle eingesalzen und verpackt wurde. […] Solche Nieder- lassungen bezeichnete man mit dem Namen „Fitte“, von denen noch heute die beiden kleinen Dörfer Vitt auf Wittow und Vitte auf Hiddensee bestehen. Eine Ortschaft des glei- chen Namens lag einst an der Ostküste Mönchguts, zwischen Göhren und Lobbe […].“ Viele der traditionellen Arbeiten konnten die Fischer alleine bewältigen. Doch für den Fischfang mit Reusen und großen Zugnetzen schlossen sich meist vier bis acht gleich- gestellte Fischer zusammen und bildeten eine Arbeitsgenossenschaft, die sogenannte Compagnie. Nach dem Fang brachten die Fischer ihre Heringe häufig zum„Solthus“, eine Salzerei, die sich direkt am Südstrand befand. Der „Salter“ kaufte ihnen den Fang ab und ließ die Heringe sofort einsalzen. Andere Fische, darunter Aale, Störe und Lachse, wurden – so sie nicht sofort verspeist wurden – durch Räuchern haltbar gemacht. Mit Tradition vomWasser auf den Teller 1930 noch ganz ohne Kunststoff: Jeder Fischer musste die Kunst beherrschen, seine Fang- und Reusennetze zu flicken. Das einstige„Solthus“ direkt am Göhrener Südstrand. Dahin wurde über eine Schlucht das Salz zur Konservierung der reichen Heringsfänge geliefert, wovon noch heute die Bezeichnung „Soltwech" zeugt. Möchten Sie sich einmal „Auf Fischers Spuren“ begeben? Dann lauschen Sie Ortsführerin Silke Wilcke und ihren Geschichten zur Fischerei von anno dazumal bis heute. Mehr Informationen und Termine unter www.goehren-ruegen.de

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