„Die Fischer, sie gehören zur Insel“, erzählt die Fotokünstlerin Iwona Knorr. „Über Jahrhunderte haben sie die Geschichte geprägt, doch ihre Zukunft ist ungewiss. Ich habe mir Zeit genommen, mich auf sie einzulassen.“ Über mehrere Jahre hat Iwona Knorr auf der Insel die Strand- und Küstenfischer mit ihrer Kamera begleitet. Auf Mönchgut fing sie beeindruckende Szenen ihrer schweren und traditionellen Arbeit ein und bekam einen sehr persönlichen und authentischen Einblick in das harte Arbeitsleben eines Küstenfischers. Das Ergebnis ist ein einzigartiger Bildband über stolze, wettergegerbte Menschen zeigt, die Ihren Beruf aus Überzeugung ausüben.
Iwona Knorr wurde in Polen geboren, ist mit einem Rüganer verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in Bonn und auf der Insel, mit der sie eng verbunden ist. „Ich liebe vor allem das Mönchgut, die schilfgedeckten Häuser, die landschaftliche Vielfalt, die kleinen Häfen, die Reusen, das Wasser.“ Ihre Bilder zeigen die Fischer bei ihrer täglichen Arbeit, beim Herings-Puken am Strand, an den Reusen, im Schuppen, im Boot.
Voller Respekt spricht sie über die Männer, die nachhaltige Fischerei praktizieren. „Der Fischer symbolisiert für mich so etwas wie Heimat – das Gefühl, völlig selbstverständlich einen festen Platz einzunehmen, eine klare Aufgabe und verlässliche Ruhe im Leben zu haben. Ich sehne mich, wie viele andere Menschen auch, nach diesem so selten gewordenen Lebensgefühl.“
Ihr gefällt die ruhige Art der Fischer, das Bodenständige in einer heute so hektischen Zeit. „Mich fasziniert auch ihre Bereitschaft, eine anstrengende Arbeit zu verrichten ohne sichere Aussicht auf Belohnung, während die Welt um sie herum einem verantwortungslosen Konsum verfällt.“
Vor einiger Zeit wurde sie von einem Mönchguter gefragt, warum sie denn nicht zu den Kreidefelsen fahre und diese fotografiere. Ihre Antwort: „Die kann ich auch noch in zehn Jahren fotografieren, aber die Fischer wahrscheinlich nicht mehr.“ Der Mann nickte nur stumm. Und sie durfte weiter fotografieren, auch an den nächsten Tagen.
Foto: Iwona Knorr