Mächtige Kreidefelsen, tiefe Wälder, geheimnisumwitterte Zeugnisse alter Kulturen und die ewige Faszination des Meeres – dass Sassnitz und seine Umgebung im Laufe ihrer Geschichte zahlreiche Künstler in ihren Bann gezogen und nachhaltig inspiriert haben, kann kaum verwundern. In der Malerei, der Musik und Literatur ist die Gegend rund um die Hafenstadt vielfältig verewigt worden.
„Nach Rügen reisen, heißt nach Saßnitz reisen“, heißt es in einem vielzitierten Ausspruch in Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“. Und tatsächlich weiß der Schriftsteller, wovon er schreibt, weilte er doch im Jahre 1884 doch selbst in Sassnitz. Während einer kurzen Rügen-Reise hatte im „Hotel zum Fahrnberg“, dem allerersten Hotel der Stadt, Quartier bezogen und schließlich seine Eindrücke in „Effi Briest“ verewigt.
Im gleichen Haus war 1876 auch der Komponist Johannes Brahms zu Gast. In Sassnitz fand nach vielen Jahren endlich die Kraft und Inspiration, um seine erste Sinfonie op. 68 zu beenden.
Ein literarisches Denkmal setzte die Dichterin Elizabeth von Arnim der Insel Rügen 1904 mit ihrem Reiseroman „Elizabeth auf Rügen“. Um die Jahrhundertwende hatte die britische Schriftstellerin mehrere Sommer auf Rügen verbracht. Ihre Beschreibungen der Rügener Landschaft und Atmosphäre haben das Buch zu einem Klassiker der Rügen-Literatur gemacht, der sich auch heute noch größter Beliebtheit bei Urlaubern und Einheimischen erfreut.
Und die Faszination für die Hafenstadt im Norden Rügens hält an, auch in der zeitgenössischen Literatur: Mindestens sechs Sassnitz-Krimis sind derzeit im Handel erhältlich und versprechen Hochspannung zwischen der verwinkelten Altstadt und dem geschäftigen Treiben im Hafen von Sassnitz.
Wie kaum einen anderen Künstler verbindet man den in Greifswald geborenen Romantiker Caspar David Friedrich mit der Insel Rügen. In unzähligen Gemälden und Zeichnungen hat Rügener Landschaften verewigt. Viele dieser Eindrücke hatte er 1818 während seiner Hochzeitsreise, die ihn und seine Frau auch auf die vorpommersche Ostseeinsel führte, gesammelt und verarbeitet. Das wohl bekannteste Zeugnis dieser Reise ist das Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“.
Doch auch in vielen anderen Werken sind Motive der Insel unverkennbar: Hünengräber, Schiffe und Häfen, das Meer. Von 1806 stammt zum Beispiel die Zeichnung „Großdolmen von Dwasieden“, die eine jungsteinzeitliche Großsteinanlage – und damit eines der ältesten Bauwerke der Insel Rügen - zeigt.
In der jüngeren Geschichte der Stadt Sassnitz finden sich unter anderem Spuren des Schaffens von Ulrich Müther, der in Binz auf Rügen geboren wurde und für seine Schalenbauten weltberühmt war. Der Architekt stellte 1988 die markante Sassnitzer Kurmuschel fertig, die 2014 unter Denkmalschutz gestellt und 2018 umfassend saniert wurde. Und auch der in Rostock geborene Bildhauer Jo Jastram, dessen Werk wie kaum ein anderes seiner Zeit den öffentlichen Raum in der Region prägt, war in Sassnitz tätig: Er fertigte die heute denkmalgeschützte Fassade des Sassnitzer Stubnitz-Kinos.
Wer selbst durch Sassnitz wandelt und sich auf die Suche nach Spuren der Künstler und ihrer Werke begibt, wird sicherlich schnell verstehen, was Dichter, Maler und Komponisten so fasziniert: die Natur, die Ostsee und das unvergleichliche Flair einer Kleinstadt am Meer…